Ja, das swingt. Dizzy Gillespies „Birk’s Works“ ist der Anreißer. Die Saxofone spielen das Thema unisono in einem raschen Bebop-Tempo, bevor es bluesiger, viel bluesiger wird und auch die menschliche Stimme ihren Beitrag abliefert: Endlich hört man mal den Text zu „Moanin“. Der Klassiker von Bob Timmons hat es als Instrumental zu einem der meistgespielten Nummern im Jazz gebracht. Art Blakey hat einige wunderbare Interpretationen eingespielt, Cannonball Adderley und Josef Zawinul. An diesem Abend im Eventhaus Waldbronn reihen sich „The Birdlanders“ in diese Traditionslinie ein. Birdlanders mit Bezug zu New York
Apropos Tradition: Die Birdlanders haben ihren Namen vom Ettlinger Jazzclub entlehnt, der ihn seinerseits vom gleichnamigen New Yorker Club geklaut hat, in dem wiederum Art Blakey und… aber lassen wir das. Denn beim Konzert der Birdlanders ging es nicht nur um die Tradition ihrer Musik, die sich aus dem Swing, dem Blues, Bebop, Latin und Soul der 30er bis 60er Jahre speiste, es sollte auch etwas Neues in die Wege geleitet werden, denn der Auftritt war ein Benefizkonzert zu Gunsten der „Bürgerstiftung Waldbronn – Bürger für Bürger“, die sich noch in Gründung befindet.
Eingeladen hatte der im Gemeinderat vertretene politische Verein „Aktive Bürger Waldbronn“. Bereits 2019/20 arbeiteten die damaligen Gemeinderäte Ruth Czernalabics Hildegard Schottmüller und Joachim Lauterbach gemeinsam mit dem damaligen Bürgermeister Franz Massino an den Grundzügen der Satzung. Leider zwang die kurz darauf beginnende Pandemie den Gemeinderat zu anderen Aufgaben. Die Bürgerstiftung sei zwar keine Erfindung der Aktiven Bürger Waldbronn, erläutert deren Schatzmeister Rüdiger Naß im Gespräch, mit dem Benefizkonzert der Birdlanders wolle man aber die Idee wieder aufgreifen. Dazu wird die Fraktion der Aktiven Bürger demnächst einen Antrag im Gemeinderat einbringen, mit dem die Arbeit des damaligen Teams neu belebt und auf eine breitere Basis gestellt werden soll. Die Arbeit der Stiftung soll ihren Schwerpunkt im sozialen und kulturellen Bereich haben und für alle Bürger offen sein. Daher ist sie überparteilich und überkonfessionell ausgerichtet. Mittlerweile haben die Birdlanders das Publikum ganz auf ihre Seite gezogen und zeigen ihre Vielfalt, wenn Bertram Müller und Karl Reuter an den Saxofonen die „Tenor Madness“ entfesseln, Bassist Martin Löffel und Schlagzeuger Hans Doll den Samba des „Black Orpheus“ grooven, Keyboarder Patrick Wörner „Take Five“ mit einem höchst individuellen Solo erneuert und die druckvolle Stimme von Kai Escher beim Standard „Cheek to Cheek“ mit leichtem Satchmo -Timbre röhrt. „Habt ihr noch Spaß mit uns?“ ruft er ins Publikum, worunter sich mittlerweile auch Bürgermeister Christian Stalf (CDU) befindet, der die Spenden bis zur abgeschlossenen Gründung treuhänderisch verwahren wird. Und ja, sie haben noch Spaß. Erst nach gut zweieinhalb Stunden verabschieden sich „The Birdlanders“ von ihrem Publikum.
Jens Wehn