Am vergangenen Mittwoch ging es nicht nur darum, ob der Eistreff entweder entsprechend seinem ursprünglichen Zweck weiter betrieben wird oder ob für eine 30-monatige Übergangszeit ein Interimsmarkt von Aldi eingerichtet wird. Es ging auch darum, ob wir nachhaltigem bürgerschaftlichem Engagement eine Chance geben oder kurzfristigen Erfolg vorziehen.
Die finanzielle Situation der Gemeinde ist prekär, das ist keine Neuigkeit und beschäftigt uns seit geraumer Zeit. Aber die Entscheidung nur daran festzumachen, was kurzfristig die meisten Einnahmen verspricht, ist für uns zu kurz gedacht. Wir haben im Rahmen der Haushaltskonsolidierung und auch im Wahlkampf immer wieder gesagt, dass man defizitäre Einrichtungen der Gemeinde nicht unbedingt zerschlagen muss, um die finanziellen Belastungen für die Gemeinde auf ein erträgliches Maß zurück zu führen.
An den beiden Beispielen der Musikschule und der Gemeindebücherei konnte das sehr eindrucksvoll gezeigt werden. Für beide Einrichtungen hat man mitbürgerschaftlichem Engagement oder mit einer anderenBetriebsform einen Weg gefunden, die verbleibenden Aufwendungen für die Gemeinde in Richtung 10% Marke zu bringen, ohne dafür die Angebote allzu sehr einschränken zu müssen.
Bei der Entscheidung ging es auch darum, diesen erfolgreichen Weg – von der Presse anerkennend als ‚Waldbronner Modell‘ bezeichnet – weiter zu verfolgen. Und dieser Weg ist noch nicht zu Ende. Wir wissen, dass wir noch einige sehr defizitären Einrichtungen unterhalten, für die auch Lösungen gefunden werden müssen. Wollen wir diese auflösen oder überlegen wir uns gemeinsam ähnliche Lösungsansätze wie in den genannten Beispielen?
Wir freuen uns, dass sich Gemeinderäte aus allen Fraktionen für das von den Aktiven Bürgern mitentwickelten Geschäftsmodell der Betreibergesellschaft mit überwältigender Mehrheit von 12:5 Stimmen (bei 2 Enthaltungen) entschieden haben. Wir gratulieren der Betreibergesellschaft und wünschen ihr viel Erfolg für ihr Vorhaben.
Es war ein großer Fehler, dass die Verwaltung zwei so unterschiedliche Sachverhalte auf eine entwederInterimslösung für Aldi oder Weiterbetrieb angelegte Entscheidung zugespitzt hatte und dabei die Entscheidungsgrundlage im Wesentlichen auf die Höhe der Pachteinnahmen reduzierte.
Wir beklagen, dass ernsthafte Alternativen für eine Einrichtung eines Übergangsmarktes für Aldi/dmvorschnell abgewürgt wurden, andere Vorschläge wurden erst gar nicht in Erwägung gezogen und Fragen nach den Anforderungen für einen solchen Behelfsmarkt blieben größtenteils unbeantwortet.
Mit dieser Vorgehensweise haben wir wertvolle Zeit verloren, um alternative Lösungsansätze zu finden und gegeneinander abzuwägen. Wir finden das schade, weil es auch für uns ein großes Anliegen ist, für die Versorgung der Kunden von Waldbronn und Umgebung eine Lösung anzubieten und wir sind überzeugt, dass sich auch jetzt noch eine Lösung finden lässt. Darauf vertrauen wir und sagen hierfür unsere Unterstützung zu.
Weitere Infos auf: www.aktive-buerger-waldbronn.de
Text: Hubert Kuderer, Fraktionsvorsitzender